Tempo 30

Modellversuch Tempo 30

„Modellversuch Tempo 30“ für eine sichere, umweltfreundliche und gerechte Mobilität

Der wissenschaftliche Beirat des Bundesumweltamtes und Umweltverbände fordern aus unterschiedlichen Gründen die Einführung von Tempo 30 als stadtverträgliche Regelgeschwindigkeit. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) und die Unfallforschung der Versicherer drängen auf einen wissenschaftlich begleiteten Modellversuch, der auch von der Göttinger Polizei ausdrücklich unterstützt wird: Innerorts würde in Göttingen Tempo 30 Normalgeschwindigkeit. Tempo 50 wäre gesondert auszuschildern und nur noch seltene Ausnahme. Dafür gibt es gute ARGUMENTE:

Für die Einführung von Tempo 30 auch auf Hauptverkehrsstraßen gibt es gute Argumente:

  1. Tempo 30 leistet einen wichtigen Beitrag zur PRÄVENTION SCHWERER UNFÄLLE:

Hauptargument ist die Unfallsicherheit: Teure Investitionen in die bauliche Unfallprävention haben den Anstieg von Unfällen mit schweren Personenschäden nicht bremsen können. Mit zunehmender Geschwindigkeit wird der Bremsweg länger, die Reaktionszeit kürzer, die Aufprallenergie steigt. Entsprechend nimmt die Häufigkeit und Schwere von Unfällen bei Tempo 30 gegenüber Tempo 50 um 20 bis 80% ab. Zudem sind Radfahrer*innen bei langsamem Verkehr eher bereit, auf die Straße zu wechseln, wo sie objektiv sicherer fahren, denn auf Radwegen wird die Kollisionsgefahr an Grundstückszufahrten und beim Rechtsabbiegen des Kfz-Verkehres unterschätzt.

  1. Tempo 30 fördert die gesundheitliche ENTLASTUNG SOZIAL BENACHTEILIGTER:

An Straßen mit hohen Regelgeschwindigkeiten wohnen vergleichsweise viele Menschen mit niedrigem sozialem und/oder ökonomischem Status. Gleichzeitig tragen diese Menschen wenig zu negativen Verkehrswirkungen bei. Ein eigenes Auto können sich viele von ihnen ebenso wenig leisten wie die Flucht in weniger lärmbelastete Wohnlagen.

  1. Tempo 30 eröffnet städtebaulich RAUM FÜR MEHR LEBENSQUALITÄT UND BEGEGNUNG: 

Als wichtiger Bestandteil nachhaltiger Verkehrskonzepte fördert Tempo 30 nachweislich die Lebensqualität und soziale Interaktion, wovon insbesondere Kinder profitieren. Langsamerer Verkehr kommt gut mit schmaleren Straßen aus, da geringere Sicherheitsabstände notwendig sind. Vor allem dort, wo Autoverkehr mehrspurig geführt wird, entsteht mittels Verlangsamung Raum für Fußwege und Stadtgrün. Auch der Radverkehr könnte gefahrloser die Straße nutzen, so dass überflüssig werdende (und nicht benutztungspflichtige) Radwege künftig Grünflächen und Sitzmöglichkeiten Platz machen könnten.

  1. Tempo 30 vermeidet Gesundheitsschäden aufgrund GERINGEREN STRAßENLÄRMS:

Laut einer Studie der WHO ist Lärm nach Luftverschmutzung das zweitgrößte Gesundheitsrisiko. Er führt zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stress und Schlafstörungen. Studien der Uni Jena belegen, dass zwischen 30 und 50 km/h die Emission von der Geschwindigkeit stärker abhängt als vom Fahrzeugtyp und Schaltverhalten. Bei Einhaltung der Tempogrenzen ist bei Tempo 30 eine Minderung um 4 dBA gegenüber T50 zu erwarten – gefühlt mehr als eine Halbierung der Verkehrsmenge.

  1. Tempo 30 sorgt für saubere Luft dank WENIGER FEINSTAUB: 

Für die Luftschadstoffbelastung sind Rußpartikel, die von Abgasfiltern nicht erfasst werden, ein großes Problem. Ebenso der Abrieb von Bremsbelägen und Reifen. Das Aufwirbeln dieses Feinstaubs nimmt mit der Intensität der Beschleunigungs- und Bremsvorgänge zu. Er verstärkt Allergiesymptome sowie Asthma und führt zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Nach Angaben der WHO verkürzt Feinstaub die Lebenserwartung in Deutschland durchschnittlich um 10,2 Monate.

  1. Tempo 30 fördert die GLEICHBERECHTIGUNG DER VERKEHRSMITTEL:

Im Verkehrsraum nimmt das Auto den größten Raum ein und drängt andere Verkehrsmittel an den Rand, obwohl nach Straßenverkehrsordnung alle Verkehrteilnehmer*innen gleichberechtigt sind. Die Entschleunigung des Autos würde Radfahrer*innen ermöglichen, den Straßenraum gleichberechtigt zu nutzen, den Konkurrenzvorteil des Autos mindern und einen entscheidenden Anreiz zum Umstieg auf das Fahrrad oder den ÖPNV geben.

  1. Tempo 30 wirkt als TÜRÖFFNER FÜR UMWELTFREUNDLICHE ELEKTROMOBILITÄT:

Langsamer Verkehr ist eine Grundvoraussetzung für leichte Autokonstruktionen (v.a. Motor und Sicherheitstechnik), die einfach mit (Öko-) Strom betrieben werden können. Da langsame, leichte Fahrzeuge mit kleineren Batterien auskommen und dies die Kosten senkt, bestünde auch die Hoffnung auf „Autos der Zukunft“ zu sozialverträglichen Preisen.

  1. Tempo 30 könnte einen wichtigen Beitrag zum ENERGIESPAREN UND KLIMASCHUTZ leisten:

Autos emittieren das Treibhausgas CO2 und das umwelt- und gesundheitsschädliche NO2. Die Abhängigkeit der Emissionsmenge (und damit des Verbrauchs) von der zulässigen Höchstgeschwindigkeit wird kontrovers diskutiert. Hier könnte ein wissenschaftlich begleiteter Modellversuch neue Erkenntnisse bringen. Unbestritten ist, dass sich sich positive Effekte für die Klimabilanz ergeben, wenn Menschen in Folge der Temporegulierung auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel umsteigen würden.

  1. Tempo 30 ist in vieler Hinsicht sinnvoll und KOSTET FAST NICHTS: 

Mit einer Reduzierung auf Tempo 30 lassen sich viele positive Effekte gleichzeitig nahezu zum Nulltarif erzielen. Ein Verkehrskonzept mit einer Normalgeschwindigkeit Tempo 30 ist gerechter und dient gleichermaßen der Gesundheit, der Energiewende und dem Klima.

  1. Wichtige GEGENARGUMENTE ZU TEMPO 30 WERDEN in STUDIEN ENTKRÄFTET:

Bspw. das Argument Zeitverlust aufgrund des langsameren Fahrens. Dank Tempo 30 fließt der Verkehr stetiger, so dass der Reisezeitverlust meist nur 15 bis 25 Sekunden je Kilometer beträgt. Ebenso führt Tempo 30 zu keinem Verkehrsinfarkt, da aufgerund der geringen Fahrgeschwindigkeit sich auch der einzuhaltende Sicherheitsabstand reduziert, so dass die gleiche Menge an Fahrzeugen wie bei Tempo 50 Platz findet.


Februar 2017

Straßenlärm in Städten ist allgegenwärtig. Rund um die Uhr. An 365 Tagen im Jahr. Dazu schreibt das Umweltbundesamt: Straßenverkehrslärm stört oder belästigt mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung. Eine generelle Regelung zum Schutz vor Straßenverkehrslärm gibt es in Deutschland nicht. Nur beim Neubau oder einer wesentlichen Änderung einer Straße sind zum Lärmschutz Immissionsgrenzwerte festgelegt.
Ein Angebot, dies zu ändern ist Tempo 30. Hier gibt’s eine Studie aus der Schweiz:
 

Untersuchung/Gutachten/Grundlagenpapier. In dem Fall „Eidgenössisches Grundlagenpapier zu Tempo 30 als Lärmschutzmaßnahme“: Tempo_30_Lärmschutz_Studie_Schweiz

Quelle: Eidgenössische Kommission für Lärmbekämpfung EKLB, Tempo 30 als Lärmschutzmaßnahme: Grundlagenpapier zu Recht – Akustik – Wirkung, Bern 2015


Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen – eine wesentliche Ursache für die Lärmbelastung in Städten ist der Straßenverkehrslärm. Besonders an den Hauptverkehrsstraßen, die durch stark verdichtete Wohngebiete führen, werden die Schwellenwerte deutlich überschritten. Lesen Sie zu diesem Thema einen sogenannten Fachartikel von Professor Hartmut Topp, Technische Universität Kaiserslautern, Institut für Mobilität & Verkehr (imove): Fachartikel zu Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen